Bürstadt

 

Soziales Erstes Treffen für Menschen mit Hernien morgen im Bürstädter Ratskeller

Selbsthilfegruppe gründet sich

22. Februar 2019 Autor: Christine Dirigo (SHM)

 

Bürstadt.Die Vorzeichen stehen gut vor dem ersten Treffen, um eine Selbsthilfegruppe für Hernien in Bürstadt zu gründen. Sibylle Schmenger kümmert sich um die Organisation. Bisher haben sich 14 Menschen gemeldet, die Interesse haben, zu dem Treffen am morgigen Samstag um 18 Uhr im Ratskeller zu kommen.

 

Sie ist zwar keine Betroffene, aber ihr Mann Jürgen. Er hatte eine Operation mit einer großen Narbe über dem Bauch, die gebrochen ist. „Darin hat sich ein Stückchen seines Darms eingeklemmt. Das war die Diagnose nach der Computertomographie. Und das nennt man Hernie“, berichtete Sibylle Schmenger. Er ist in Behandlung bei Professor Friedrich Kallinowski in Heidelberg. Beim ersten Gespräch gab es das ein oder andere Verständnisproblem. Auch deshalb will das Ehepaar eine Selbsthilfegruppe ins Leben rufen.

 

Mündige Patienten

 

„Ich will, dass sich die Menschen informieren, damit sie beim Gespräch mit dem Arzt als mündige Patienten dastehen“, sagt Sibylle Schmenger. Eingeladen sind alle, die einen Narbenbruch, einen Leistenbruch oder einen Nabelbruch haben und dadurch Hernien entstanden sind. Auch Patienten mit einem künstlichen Darmausgang (Stoma) können teilnehmen. Sie alle kennen die Probleme, die man durch eingeklemmte innere Organe haben kann. Es kann unter Umständen Entzündungen geben oder das Gewebe kann im Ernstfall absterben.

 

In der Selbsthilfegruppe sollen sie von ihrem Schicksal berichten und vor allem ihre Erfahrungen austauschen. „Mir ist es wichtig, dass die Angehörigen mitkommen. Die können zwar nichts tun, aber sie müssen sehr viel Verständnis für die Krankheit aufbringen, besonders wenn von außen noch Druck gemacht wird, die Betroffenen sollen ‚sich nicht so anstellen‘“, schildert Sibylle Schmenger. Sie kennt das ebenfalls von ihrem Mann, der kaum noch etwas heben oder halten darf, was über eine gefüllte Kaffeetasse hinausgehe und ihr beispielsweise im Haushalt keine große Hilfe mehr sein könne.

 

Eine Operation müsse nicht für jeden die Lösung sein. Die Narbe könne auch mit anderen Mitteln verschlossen werden. Es gebe Netze zum Einlegen, diese könne getackert verklebt werden. Das komme ganz auf den Patienten und die Art der Narbe an. „Aber eine Operation oder das Verschließen ist keine Garantie, dass es nicht wieder passiert“, merkte die Organisatorin an. Neben den Hernien, die deutlich von außen zu sehen sind, gibt es auch innere Hernien wie bei einem Zwerchfellbruch.

 

Für die Gruppengründung hat sie sich Ratgeber geholt. Zum einen von der derzeit einzigen Selbsthilfegruppe in Hagen. Sie hat mit der dortigen Leiterin Simone Siegfried gesprochen und Tipps bekommen. Unterstützung fand sie auch bei einer Defibrillator-Selbsthilfegruppe aus Lampertheim und in Bürstadt bei Hans-Dieter Niepötter, der vor kurzem die Schlaganfall-Selbsthilfe gegründet hat. „So ähnlich wie Niepötter möchte auch ich die Gruppe gestalten. Wir werden viele Experten einladen, die uns zu bestimmten Themen aufklären. Unter anderem gibt es einen Physiotherapeuten, der erzählen kann, wie man seine Bauchdecke stärkt und welche Übungen geeignet sind“, erläuterte Sibylle Schmenger.

 

Sie ist gespannt, welche Leute beim ersten Treffen da sind und woher sie kommen. Sie kennt sie bisher nur vom Telefonieren. „Leistenbrüche können selbst bei Babys und Kleinkindern vorkommen. Und eine Dame ist schätzungsweise um die 70, was ich raushören konnte“, so die Organisatorin.

© Südhessen Morgen, Freitag, 22.02.2019